Bier-Degustation? WTF?

Das Braugasthaus "Altes Mädchen":

Ja, Bier-Degustation. Die Craft-Beer-Szene beweist, dass Bier mehr ist als einem das Reinheitsgebot suggeriert. Das Braugasthaus "Altes Mädchen" ist eine Empfehlung des Hotels THE GEORGE an seine Gäste, die modernes Bier mögen – und das Zentrum der Hamburger Craft-Beer-Szene.

"Braugasthaus." Warum nur wirkt diese Bezeichnung so seltsam ungewohnt in Norddeutschland? Warum denkt man immer an ein Lokal in Baden-Württemberg oder Bayern, wo runde Kerle mit roten Gesichtern hocken, große Portionen Fleisch essen und dazu aus großen Krügen große Mengen Bier trinken? Und deswegen mag es die Gäste des THE GEORGE-Hotels überraschen, das wir ihnen eine solche Gastwirtschaft empfehlen. Doch wer Craft-Bier schätzt, für den ist das Braugasthaus in den Schanzenhöfen ein Top-Tipp.

"Altes Mädchen." Schon die Wahl des Namens adelt diesen Ort. Er bezieht sich auf eine Liedzeile von Freddy Quinn, der einst gesungen hat: "Ich sehe Straßen voll Tempo und Licht, doch ich kenne auch ihr Alltagsgesicht." Quinn besingt Hamburg als "altes Mädchen", bei Tage sieht sie müde und abgekämpft aus, zum Abend aufgedonnert und sexy. Im so genannten Braugasthaus hingegen tummeln sich überraschend viele Frauen. Denn Bier ist hier nicht nur Männersache.

Das „Alte Mädchen” räkelt sich zwischen Ratsherrn-Brauerei und Craft-Beer-Store. Ersonnen wurde das Gesamtkonzept von einem Team rund um den Ex-Profi-Surfer Axel Ohm. Der gebürtige Hamburger lebte eigentlich längst glücklich in Südafrika, doch dann – um die Geschichte hier mal abzukürzen – das Heimweh und er suchte nach einer neuen Aufgabe in seiner Heimatstadt. Und es bot sich die Gelegenheit, Ratsherrn zu modernisieren. Axel setzte auf Craft-Beer, auf Biervielfalt und coole Etiketten. Die Brauerei produziert nun nicht mehr bloß ein langweiliges Pils, sondern auch ein Rot- und ein Weißbier, ein Lager und Pale Ale, und im Shop kann man nicht nur die Eigenprodukte kaufen, sondern eine Vielzahl von Craft-Bieren.

Wo eine Brauhaus ist, muss eigentlich auch ein Backhaus sein, denn der Treber eignet sich gut zum Brot backen. Im Braugasthaus wird ständig frisch gebacken. Das Alte Mädchen ist ein sauber aufgebautes, übersichtliches Lokal, groß und doch freundlich, es dominieren Gold- und Brauntöne, man sitzt auf urbequemen Stühlen an groben Holztischen und fühlt sich gleich wohl. Am Ende des Raumes flackert ein Kaminfeuer.

Sophia kommt an unseren Tisch, eine Frau mit rot-blonden Haaren und auffällig lackierten Fingernägeln, eine ausgebildete Bier-Sommeliere. Bei ihr bestellen wir eine Test-Stiege Ratsherrn-Bier – fünf kleine Gläser mit Jungbier, Pilsener, Pale Ale, Rotbier und Winterspice. Sie erklärt, woher die Geschmacksunterschiede kommen, welchen Einfluss Malz und Hopfen haben, dass das Jungbier wie Federweißer sei, dass das Pale Ale voll gestopft werde mit Hopfen und daher seine fruchtige Bitternote hat, und dass im Winter-Bier eine belgische Hefe eingesetzt wird und Gewürze wie Ingwer und Muskat. Es ist verblüffend, wie unterschiedlich die Biere schmecken. Worauf man achtet, wenn man gut angeleitet wird. Und wie viel mehr Spaß es macht, so abwechslungsreich zu trinken als bloß ein paar Pils in den Kopp zu kippen. Es geht offenbar vielen so, denn abends wird es voll im Alten Mädchen, in dem verblüffend viele junge Frauen Bier trinken.

Wir bestellen ein Snack. Yasmin backt im großen Ofen frische Brote. Wir lassen uns drei Scheiben abschneiden und jeweils mit Gemüse, Matjes und Tatar belegen. Und dann sitzen wir da, testen Brote und Bier, räsonnieren über alte Schlager, junge Frauen und fühlen uns ganz wohl im Alten Mädchen.

Altes Mädchen

Lagerstraße 28 B, Hamburg-Sternschanze

www.altes-maedchen.de

Mo bis Sa ab 12 Uhr , So Frühschoppen ab 10 Uhr

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