Anfangs kostet es ein wenig Überwindung. Wir sehen uns um. Kann uns jemand beobachten? Dann gibt man sich einen Ruck und schließt die Arme – um den Baum. Wie fühlt sich das an? Erst kühl. Dann reflektieren Rinde und Holz die eigene Wärme. Und man spürt eine fast überraschende Lebendigkeit. Nach einigen Augenblicken ist sie dann ganz verschwunden, die anfängliche Scheu, die Zurückhaltung. Man hat einen neuen Freund gefunden.
Waldbaden ist ein Begriff, der ein wenig in die Irre führt. Denn es geht nicht ums „Baden“, um Baumumarmungen übrigens auch nicht. Es geht um den bloßen Aufenthalt im Wald. Das „absichtslose Schlendern“, so haben japanische Wissenschaftler herausgefunden, macht was mit uns. Wald tut gut. Wer nach einer Operation ins Grüne schaut statt auf eine Häuserfront, wird schneller gesund, braucht weniger Schmerzmittel. Viel im Wald zu sein, wirkt sich positiv aus auf Herz und Kreislauf, Blutdruck und Immunsystem. Woran das liegt, ist noch nicht gänzlich erforscht. Als wichtige Faktoren gelten die sauerstoffreiche Luft, die 90 Prozent weniger Schadstoffe enthält als Stadtluft. Und an den von Bäumen verströmten ätherischen Ölen, den Terpenen. Auch deshalb geht es beim Waldbaden nicht darum, schnell zu sein oder möglichst große Distanzen zu überwinden. Der bekannteste Shinrin Yoku-Wanderweg in Japan ist nur 3,5 Kilometer lang. Man soll sich Zeit lassen. Und gern auch mal den ein oder anderen Baum umarmen. Es sind unsere Freunde.
In und rund um Hamburg gibt es viele besondere Orte, die sich zum Waldbaden eignen. In diesem Beitrag haben wir bereits über einige berichtet. Allen, die lieber allein durch die Parks und Wälder der Stadt schlendern, empfehlen wir hier zwei Übungen, die uns von einer zertifizierten Waldbademeisterin zur Verfügung gestellt wurden – und sich leicht bei einem Spaziergang rund um die Alster ausführen lassen.
Wakanada – die Indianische Atmung
Mit dieser Übung verbinden wir Himmel und Erde, öffnen unsere Lungen, weiten den Blick und dehnen die seitlichen Faszien.
Einem Baum begegnen
Jede Baumart macht was mit einem – wer unter einer Erle sitzt und den Gedanken nachhängt, empfindet anders als würde man dasselbe unter einer Linde tun. Storl beschreibt sehr eindrücklich, wie der Aufenthalt und das Meditieren unter Bäumen unsere Emotionen und Visionen beeinflusst. Doch auch auf der haptischen Ebene ist jeder Baum ein Individuum: die glatte Rinde der Buche fühlt sich kühl an, weil die Kapilaren zum Wassertransport dicht unter der Rinde liegen. Die Rinde der Kiefer hingegen ist eher trocken und spröde. Und in der Rinde einer Eiche finden viele Tiere ein zu Hause. Für diese Übung suchen wir uns einen Baum. Wir entscheiden, ob wir uns im Stehen gegen den Stamm lehnen, im Sitzen unseren Rücken an ihn pressen oder ihn umarmen.
Nach einer überraschenden Zeit im Wald, lässt es sich zurück im THE GEORGE wunderbar in der Sauna entspannen. vielleicht mit einem Kiefernausguss?
Spa im The George
Fotos: Susanne Baade, Julia Schwendner/- Geheimtipp/Marketing Server Hamburg